Dr. Julia Weber
Foto: Bernd Brundert
Vita
Julia Weber ist Einstein Junior Fellow am Peter Szondi-Institut der Freien Universität Berlin. Nach ihrer Promotion über Das multiple Subjekt. Randgänge ästhetischer Subjektivität bei Fernando Pessoa, Samuel Beckett und Friederike Mayröcker (Fink 2010) an der LMU München hat sie zwei Jahre als Feodor-Lynen-Stipendiatin der Humboldt-Stiftung am German Department der Yale University verbracht. Von 2012 bis 2020 leitete sie die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Bauformen der Imagination. Literatur und Architektur in der Moderne“ an der FU Berlin. 2022 erfolgte die Habilitationsschrift Dynameis. Bausteine zu einer Geschichte der Virtualität. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Affekt- und Emotionstheorien, den Beziehungen zwischen Fragen der Raum- und Subjektkonstitution und der Kulturgeschichte der Virtualität.
Publikationen (Auswahl)
- Dynameis. Bausteine zu einer Geschichte der Virtualität. (Habilitationsschrift, in Vorbereitung).
- „Affekte in Bewegung. Ann Quins Passages im Dialog mit Virginia Woolf“. In: Rieger, Rita (Hg.): Bewegungsszenarien der Moderne. Theorien und Schreibpraktiken physischer und emotionaler Bewegung. Heidelberg: Winter 2021, S. 73–91.
- Rethinking Emotion: Interiority and Exteriority in Premodern, Modern, and Contemporary Thought. (hg. mit Rüdiger Campe). Berlin: Walter de Gruyter 2014.
- Lebens- und Liebesarchitekturen. Erzählen am Leitfaden der Architektur. (hg. mit Gerhard Neumann). Freiburg: Rombach 2016.
- „‚The Darkroom of the Soul‘. Die Camera obscura als absolute Metapher einer neuen Epistemologie des Menschen?“ In: Agazzi, Elena (Hg.): Tropen und Metaphern im Gelehrtendiskurs des 18. Jahrhunderts. Hamburg: Felix Meiner 2011, S. 171–186.
Forschungsvorhaben: Virtualität und Lebenskräfte
Das Projekt beschäftigt sich mit verschiedenen philosophischen Ansätzen zur Bestimmung von virtuellen Kräften als Lebenskräften. Es geht dabei von Aristoteles’ Schrift De Anima aus, in dem der schillernde griechische Begriff der dynamis, der sowohl „Fähigkeit“, „Macht“, „Kraft“, „Potenz“, „Vermögen“, „Möglichkeit“ und „Disposition“ bedeuten kann, erstmals mit der Seele enggeführt und auf grundlegende Fragen nach der Begründung von Leben und Lebendigkeit bezogen wurde. Ich untersuche, auf welche Weise das von Aristoteles herrührende Verständnis von virtuellen Kräften als real nicht nachweisbaren, aber dennoch wirksamen Potenzen den philosophischen Diskurs über Lebenskräfte bis in die Moderne geprägt hat. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach den verschiedenen Metaphern und Modellierungsverfahren, mit denen die unergründlichen dynameis gedeutet wurden. Welcher epistemologische Zugriff offenbart sich in den unterschiedlichen Konzeptionen von virtuellen Kräften jeweils auf die Bestimmung dessen, was (menschliches) Leben ist?