Ankündigung: 21.06.2023 Lesung mit Heike Geißler: Meine Akkuladung beträgt noch fünf Prozent
9. Juni 2023
Das Schreiben Heike Geißlers kreist um individuelle und gesellschaftliche Kräfteverhältnisse. Ausgehend von der Ungleichverteilung von Kapital, prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen oder dem Erstarken neo-faschistischer Bewegungen handeln Geißlers Texte von vorhandenen, aber auch und vor allem: von nicht vorhandenen Kräften. Sie thematisieren Erschöpfung und Ohnmacht und fragen nach Techniken des Haushaltens mit Ressourcen sowie der (Wieder-)Verfügbarmachung von Kraft. Die Texte selbst sind hierbei alles andere als kraftlos: Sie oszillieren zwischen lyrischem und prosaischem, zwischen dokumentarischem und fiktionalem Schreiben – und offenbaren so durch einen starken Formwillen die ihnen zugrundeliegende schöpferische Kraft.
Ausgehend von Lesungen der Autorin aus ihrem jüngsten Roman "Die Woche" (2022) sowie ihrer als "Übung" untertitelten Publikation "Liegen" (2022) wollen wir mit Heike Geißler darüber sprechen, ob die Kraftlosigkeit Signum unserer Gegenwart ist, was das widerständige Potential des Liegens sein könnte und welche Wirkkraft der Literatur innewohnt.
Heike Geißler, 1977 in Riesa geboren, ist Autorin, Übersetzerin und Mitherausgeberin der Heftreihe "Lücken kann man lesen". Von ihr erschienen u. a. der Reportage-Roman "Saisonarbeit" (Spector Books, 2014), das Fragenheft und Hörspiel "Fragen für alle" (2016), das Geld "mani bucate money fest" (2017), der Roman "Die Woche" (Suhrkamp, 2022) und "Liegen. Eine Übung" (Matthes & Seitz, 2022). Heike Geißler arbeitet in künstlerischen Kollaborationen, u. a. im von Daniela Dröscher kuratierten Literaturprojekt "Check your habitus" (Sukultur, 2021) und im "Kollektiv George Bele"; sie war Gastdozentin an der Kunsthochschule Kassel, am Institut für Sprachkunst an der Angewandten in Wien und am Deutschen Literaturinstitut. Heike Geißler wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet und lebt heute in Leipzig. Sie sagt über sich selbst: „Ich überschätze und unterschätze grundsätzlich meine Kräfte.“
Organisation: Barbara Bausch, Dr. Caroline Herfert, Gerd Micheluzzi, Prof. Dr. Cornelia Zumbusch
Moderation: Barbara Bausch
Zeit: 21.06.2023, 19:00 Uhr
Veranstaltungsort: Warburg-Haus, Heilwigstraße 116, 20249 Hamburg
Der Eintritt ist frei.