Laura Isengard, M.A.

Foto: Katja Klein
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
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Vita
Laura Isengard studierte von 2012 bis 2016 Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft an der Universität Konstanz. Nach ihrem Bachelorabschluss wechselte sie an die Universität Hamburg und schloss dort 2019 ihr Masterstudium in Deutschsprachige Literaturen mit einer Arbeit zum Idyllischen in Erzähltexten des Poetischen Realismus ab. Von April 2019 bis Februar 2020 war sie als studentische Hilfskraft in der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft« sowie an der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur an der Universität Hamburg tätig. Seit März 2020 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin Teil der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft«. In ihrem Dissertationsprojekt beschäftigt sie sich mit Katastrophendarstellungen und destruktiven Naturkräften in der Erzählliteratur des deutschsprachigen Realismus.
Publikationen
Herausgeberschaften:
- Mit Frank Fehrenbach / Gerd Mathias Micheluzzi / Cornelia Zumbusch: Wahrnehmungskräfte – Kräfte wahrnehmen. Dynamiken der Sinne in Wissenschaft, Kunst und Literatur, Berlin 2024 (erscheint als Band VII der Reihe Imaginarien der Kraft).
Aufsätze:
- Mit Clemens Günther: Editorial, in: Literatur für Leser:innen 44/3 (2021), S. 209–214 [im Erscheinen].
- Katastrophe und Rettung bei Stifter und Raabe, in: Literatur für Leser:innen 44/3 (2021), S. 235–250 [im Erscheinen].
- Mit Frank Fehrenbach / Gerd Mathias Micheluzzi / Cornelia Zumbusch: Wahrnehmungskraft – Kräfte wahrnehmen. Zur Einführung in: Frank Fehrenbach u. a. (Hg.): Wahrnehmungskräfte – Kräfte wahrnehmen. Dynamiken der Sinne in Wissenschaft, Kunst und Literatur, Berlin 2024 (erscheint in der Reihe Imaginarien der Kraft).
- (Ent-)Figuration der Wahrnehmungskraft. Theodor Fontane: Die Brück’ am Tay (1880), in: Frank Fehrenbach u. a. (Hg.): Wahrnehmungskräfte – Kräfte wahrnehmen. Dynamiken der Sinne in Wissenschaft, Kunst und Literatur, Berlin 2024 (erscheint in der Reihe Imaginarien der Kraft)
- „Dinge[], die niemand kennt.“ – Adalbert Stifters Kazensilber (1853) und die Kunst der Unterscheidung, in: Felix Lempp / Antje Schmidt / Jule Thiemann (Hg.): Poetische Taxonomien. Literarische (Un-)Ordnungen der Natur. Sonderheft der Zeitschrift literatur für leser:innen 44/1 (2021), S. 31–47.
- Nature’s say. Negotiating the Human-Nature-Continuum in Ludwig Tieck’s Der Runenberg, in: Adrian Renner / Frederike Middelhoff: Forces of Nature. Dynamism and Agency in German Romanticism, Berlin 2022 (Band IV der Reihe Imaginarien der Kraft), S, 205–225.
Forschungsprojekt
Destruktive Naturkraft: Die erzählte Katastrophe in der Literatur des Poetischen Realismus
Den Erzähltexten des deutschsprachigen Realismus wird insbesondere im gesamteuropäischen Vergleich nicht selten ein sogenannter ‚Rückzug in die Innerlichkeit‘ vorgeworfen. Dennoch lassen sich mit auffallender Häufigkeit Einbrüche eruptiver Naturgewalten in die Erzählwelten beobachten. Das Dissertationsprojekt widmet sich diesen Naturkatastrophen unter dem Aspekt einer innerdiegetischen wie erzähltechnischen Wahrnehmungsstörung, handelt es sich bei der verheerenden Naturgewalten doch nicht selten um Entitäten, die aufgrund ihrer Größe, ihrer Wirkmacht, aber auch ihrer eigenen Immaterialität das Wahrnehmungsvermögen des Menschen zu überfordern drohen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund eines sich im 19. Jahrhundert wandelnden Erkenntnisbegriffs von Interesse, der zunehmend die konstitutive Rolle des Subjekts an der Hervorbringung der Wirklichkeit betont. Wissenschaftliche und ästhetische Maxime, wie das der Objektivität, leiten sich aus diesem epistemologischen Wandel ebenso ab wie die Entwicklung neuer optische Apparaturen zur adäquaten Realitätsabbildung.
Auffallend ist dabei, dass sich naturwissenschaftliche und literarische Erkundung des menschlichen Realitätsbezugs ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt um die Formulierung fester Gesetzmäßigkeiten bemühen und derart versuchen, einer drohenden Arbitrarität der Wirklichkeit Vorschub zu leisten. Vor dem Hintergrund einer Privilegierung des Gesetzlich-Geordneten mag die Integration des absolut Kontingenten, des Plötzlichen und Gewaltigen in Gestalt der Naturkatastrophe in die realistisch-poetischen Erzählwelten verwundern. Unter der Annahme, dass sich gerade an den Störungsmomenten eines harmonikalen Verhältnisses zwischen Mensch und Natur, genauer am Topos einer das menschlichen Wahrnehmungsvermögen herausfordernden Naturkatastrophe Aufschlüsse über einen genuin ästhetischen Erkenntnisbegriff finden lassen, sollen die zu untersuchenden Texte auf die Darstellungsverfahren der naturhaften Wahrnehmungsstörung befragt werden.