2024/25: Widerstand
Die Reziprozität von Kraft und Gegenkraft, in Newtons Diktion von actio und reactio kennzeichnet eine besondere Herausforderung des Denkens über Kräfte, an der sich ihre Bindung an leibliches Erleben besonders deutlich zeigt. Hegels Dialektik geht dabei so weit, den Widerstand als ›sollizitierend‹, als die Kraft überhaupt erst zur Kraft werden lassend, zu konzipieren. Aktive Kräfte und in ihrer Passivität ihrerseits (Gegen-)Wirkungen ausübende Widerstände öffnen für das Modellieren von Kräften zumindest drei grundlegende Perspektiven: Einmal für eine Naturphilosophie und Metaphysik der Antagonismen, die sich gleichermaßen auf dualistische Religionsentwürfe und im westlichen Denken v. a. auf die stoische Philosophie berufen konnte; zum anderen für eine Beschreibung politischer Dynamiken zwischen Herrschaft bzw. Aktion und Resistenz bzw. Reaktion, ein für die Debatten um politische Widerstände, aber auch für ihre visuellen Zeichen und Narrative entscheidender Aspekt (der zugleich an die gemeinsamen Vorarbeiten der Antragstellenden in den Politischen Emotionen, 2021, anschließt). Und zuletzt – und für unsere Fragestellung zentral – für eine Konzeptualisierung künstlerischer ›Widerstände‹, wie sie traditionell den Materialien zugeschrieben werden und an denen sich sowohl künstlerischer Triumph als auch Scheitern manifestieren. Aber auch das genuin rhetorische Konzept einer ›pathetischen‹ Wirkkraft, die den Widerstand ihrer Rezipient:innen (Zuhörer:innen) beiseite fegt, wäre hier von Relevanz.