Dr. Adrian Renner

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Vita
Adrian Renner studierte Komparatistik, Germanistik und Philosophie an der LMU München (2008-2013) und an der UC Berkeley (2011-2012). Die Promotion erfolgte von 2013 bis 2018 am German Department der Yale University mit einer Arbeit zum Verhältnis von Möglichkeitsbegriff und Romanform um 1800. Seit März 2019 ist Adrian Renner wissenschaftlicher Mitarbeiter an der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Imaginarien der Kraft“. Sein Habilitationsprojekt untersucht die vielfältigen Bezugnahmen auf Kräfte und deren poetologische Implikationen in der literarischen Moderne zwischen 1880 und 1920.
Publikationen
Monographie
- Erzähltes Leben. Möglichkeiten des Romans um 1800, Göttingen 2021 (=Dissertation).
Besprechung in Informationsmittel für Bibliotheken 29/4 (2021) und arcadia 57/1 (2022).
Herausgabe
- zusammen mit Frederike Middelhoff: Forces of Nature. Dynamism and Agency in German Romanticism, Boston/Berlin 2022.
Aufsätze
- Schwellenräume. Institutionelle und erzählerische Ordnungen in Marion Poschmanns Die Sonnenposition und David Foster Wallaces The Pale King“, in: Julika Griem, Kevin Kempe (Hg.): Institutionen/Romane der Gegenwart, Göttingen 2025 (im Erscheinen).
- „Zukunftsmaschinen. Technischer, wirtschaftlicher und sozialer Fortschritt in naturalistischen Romanen und in Kurd Laßwitz’ Auf zwei Planeten“, in: Stefan Tetzlaff, Raphael Stübe (Hg.): Gespenstische Technologie. Neoromantische Technik- und Medienreflexion um 1900, Würzburg 2024 (im Erscheinen).
- „Sinneskräfte. Naturimagination und Wahrnehmungspoetiken in der deutschsprachigen Lyrik um 1900“, in: Frank Fehrenbach, Gerd Micheluzzi, Laura Isengard, Cornelia Zumbusch (Hg.): Wahrnehmungskräfte – Kräfte wahrnehmen. Dynamiken der Sinne in Wissenschaft, Kunst und Literatur, Boston/Berlin 2024, S. 105–128.
- „Genealogische Bilder. Photographie, Ähnlichkeit und Identifizierung bei Sigmund Freud und Walter Benjamin”, in: Mathias Bauer, Nadjib Sadikou, Dominik Zink (Hg.), Lektüren der Ähnlichkeit um 1900, Bielefeld 2023, S. 295–311.
- „Ödipus’ Söhne. Männliche Genealogien im naturalistischen Drama (Vor Sonnenaufgang, Das Friedensfest, Dämmerung), in: Zeitschrift für Germanistik Band 33 2/2023, S. 295–311.
- „Spiele des Zufalls. Interne Metalepsen in Romanen der Frühromantik (Heinrich von Ofterdingen, Florentin, Lucinde), ausgehend von Wilhelm Meisters Lehrjahre“, in: Zeitschrift für deutsche Philologie, Band 141 4/2022, S. 493–513.
- zus. mit Frederike Middelhoff: „Dynamism, Agency, Interaction—An Introduction to Forces of Nature in German Romantic Literature and Sciences:”, in: Adrian Renner, Frederike Middelhoff (Hg.), Forces of Nature. Dynamism and Agency in German Romanticism, Boston/Berlin 2022, S. 9–35.
- „Dynamic Perceptions. Forces of Nature and Powers of the Senses in Schelling, Novalis and Günderrode“, in: Adrian Renner, Frederike Middelhoff (Hg.), Forces of Nature. Dynamism and Agency in German Romanticism, Boston/Berlin 2022, S. 101–126.
- „Kräfteflüsse. Literarische Wassermotive zwischen Jugendstil und Symbolismus“, in: Wasser im Jugendstil. Heilsbringer und Todesschlund, hg. v. Peter Forster/Museum Wiesbaden, Frankfurt a.M. 2022, S. 72–79.
- „The Feeling of Forces. Friedrich Nietzsche’s and Robert Mayer’s Physics and Metaphysics of the Body”, in: Thomas Moser, Wilma Scheschonk (Hg.): Energetic Bodies. Sciences and Aesthetics of Strength and Strain, Boston/Berlin 2022, S. 103–122
- „Ungeheure Kräfte. Robert Mayers und Friedrich Nietzsches Physik und Physiologie der Auslösung“, in: Scientia Poetica. Jahrbuch für Geschichte der Literatur und Wissenschaften Band 25/2021, S. 123–142.
- „Handelnde Kräfte. Zur Narrativierung der Natur in Herders Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784-1791)“, in: Frank Fehrenbach, Lutz Hengst, Frederike Middelhoff, Cornelia Zumbusch (Hg.), Form- und Bewegungskräfte in Kunst, Literatur und Wissenschaft, Boston/Berlin 2021, S. 79–98.
- „Leselust und Kraft der Bilder. Körper, Natur und Geschlecht in Wielands Don Sylvio (1764)“, in: Luisa Banki, Kathrin Wittler (Hg.), Lektüre und Geschlecht im 18. Jahrhundert. Zur Situativität des Lesens zwischen Einsamkeit und Geselligkeit, Göttingen 2020, S. 181–196.
- „Gesicht und Geschichte. Physiognomien des Ähnlichen in Walter Benjamins Passagen-Werk“, in: Weimarer Beiträge 64 (2/2018), S. 202–221.
- „Mut und Mündigkeit. Zum Bezug auf Schiller und Kant in Hölderlins Oden Dichtermuth und Blödigkeit“, in: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 61 (2017), S. 241–266.
Forschungsprojekt
Naturalismen. Ästhetiken der Kraft in der literarischen Moderne (1850-1920)
Das Forschungsprojekt untersucht ästhetische Konzepte und literarische Evokationen von Kräften in heterogenen Strömungen der literarische Moderne von Naturalismus, Symbolismus und Monismus bis zum Expressionismus. Die frühe literarische Moderne gründet sich in ihren Selbstbeschreibungen und Darstellungskonzeptionen auf Vorstellungen autonomer Kräfte, die als Naturprozesse imaginiert und in den Bereich der Kunst übertragen werden. Ausgangspunkt bildet die Beschreibung von Kraft als kausaler Naturprozess in Physiologie, Physik und Chemie ab 1840 sowie als Darstellungsziel naturalistischer Texte. Die Berufung auf Kräfte analysiert das Forschungsprojekt nicht als wissenspoetologischen Transfer von Kräftevorstellungen, sondern als ästhetische Strategien der Naturalisierung, mit denen eine Intensivierung und Neuschöpfung künstlerischer Kräftevorstellungen aus realen, der Wirklichkeit inhärenten Kräftedynamiken begründet wird. Die in Texten wie Fritz Mauthners Kraft (1894), Maria Janitscheks Frauenkraft (1900) oder August Stramms Kräfte (1916) evozierten Kräfte beruhen auf Darstellungsstrategien wie der Vergeschlechtlichung, Drastik, Erhabenheit oder auf Prozessen der Totalisierung und changieren zwischen der Imagination real wirkender Naturkräfte und einer Re-Autonomisierung der Kunst in der frühen literarischen Moderne. In der Analyse der diskursiven Funktion von Kräftesemantiken und Kraftkonzeptionen in der Formierung der Naturwissenschaften und ihrer kulturtheoretischen Implikationen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie eines breit gefächerten literarischen Textkorpus‘rekonstruiert das Projekt eine verdeckte Leitkategorie in der Genese der literarischen Moderne an der Schnittstelle zwischen Natur(-imagination) und Kunst(-autonomie).