Dr. Julia Soytek
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Julia Soytek ist Literaturwissenschaftlerin und forscht in Hamburg seit Oktober 2023 zu einem Projekt, das sich dem operativen Nexus zwischen Kraft und Unbestimmtheit in moderner Literatur und Theoriebildung widmet. Sie hat Komparatistik, Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Bonn studiert, wo sie 2022 unter der Betreuung von Christian Moser und Jürgen Fohrmann mit einer form- und kommunikationstheoretischen Arbeit zur frühromantischen Poetik des Tautologischen (Tieck, F. Schlegel, Brentano) promoviert wurde. Die Promotion wurde gefördert von der Studienstiftung des deutschen Volkes und begleitet von einem einjährigen Lehr- und Forschungsaufenthalt an der Johns Hopkins University. Von 2017 bis 2023 war Julia Soytek wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn und hat dort neben Forschung und Lehre auch den DAAD-geförderten binationalen Masterstudiengang „German and Comparative Literature“ der Universitäten Bonn und St Andrews (Schottland) koordiniert.
Publikationen
- Tautologiepoetik. Begründungen frühromantischer Formkunst im Grenzbereich moderner Kommunikation (Monographie, in Vorbereitung).
- Community as Conflict. Agonistic Modes of Literature and Public Sphere in Early German Romanticism. In: Reimagining the Public Sphere, hg. von Seán Allan und Christian Moser (im Erscheinen).
- Literatur als Dissens. Überlegungen zu einer operativen Agonistik (früh-)romantischer Literatur im Anschluss an Chantal Mouffe. In: Agonistische Ästhetiken, hg. von Lucas Knierzinger, Lea Liese und Nicolas von Passavant, Basel 2024, S. 59–79. Open Access unter: https://www.schwabeonline.ch/schwabe-xaveropp/elibrary/media/9801C55E44D2879DE7E9A45BD855D715/9783796549199_45380.pdf.
- Das Spiel mit dem Nullzustand. Elemente einer frühromantischen Neufassung literarischer Kommunikation in Kleists Über die allmählige Verfertigung der Gedanken beim Reden. In: Kleist-Jahrbuch 2023, S. 153–177, https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-68060-5_12.
- Kopräsenz. Form(en) frühromantischer Gegenwart (Tieck, F. Schlegel). In: Gegenwartskonzepte 1750–1800. Eine kulturwissenschaftliche Revision, hg. von Julia Mierbach und Eva Stubenrauch, Beihefte zur Zeitschrift für deutsche Philologie 22 (2023), S. 181–200, https://link.springer.com/chapter/10.37307/b.978-3-503-21262-0.10.
- PLEASE HOLD THE LINE im knistern kratzen rauschen. Über die reine und die infinite Mitteilung, Beitrag im Rahmen des interdisziplinären Workshops „Gewebeproben“ mit der Autorin Barbara Köhler, abrufbar unter: https://www.interkolleg.uni-bonn.de/weiteres/gewebeproben/beitraege_publikation/beitrag_soytek_final.pdf
- Wissens-Ordnungen. Zu einer historischen Epistemologie der Literatur, hg. von Nicola Gess und Sandra Janßen (Rezension). In: MLN 2015, S. 675–679.
Vorträge (Auswahl)
- Comparison through Collapse? Modes of Comparison in Dada and Romanticism, 47. Annual Conference of the German Studies Association, Panel: Comparison Literature Revisited, Leitung: Kristina Petzold, Elisa Ronzheimer, Montréal/Kanada (05.–08.10.2023)
- Intra-ludium. Relationale Operativitäten frühromantischer Literatur und jüngere Theorien der Relationalität. XIX. Tagung der DGAVL, Universität Potsdam (30.05.–02.06.2023)
- Das Spiel mit dem Nullzustand. Elemente einer frühromantischen Neufassung literarischer Kommunikation in Kleists Über die allmählige Verfertigung der Gedanken beim Reden. Studientag Kleist romantisch, Kleist-Museum, Frankfurt an der Oder (09.12.2022)
- Kleine Gemeinheiten für die Gemeinschaft. Romantischer Gabentausch, Workshop Künste – Agonismus – Konvivialität: Analysen im Anschluss an Marcel Mauss, Universität Bonn (13.–15.10.2022)
- K(l)eine Unterschiede. Zur radikalen Unbestimmtheit frühromantischer Kommunikation und ihrer wissenschaftlichen Diskursivierung, 27. Deutscher Germanistentag zum Thema ›Mehrdeutigkeiten‹, Panel Radikale Ambiguität, Universität Paderborn (25.–28.09.2022)
- Wenn zwei sich streiten, freut sich die Romantik. Agonistische Operativitäten (früh-)romantischer Literatur, Tagung Literature, the Arts, and the Transformation of the Public Sphere, 1715–1815, Universität Bonn (06.–08.12.2021)
- Lass sie alle selig spielen, sorge du nur gut zu zielen. Zur Agonistik der Frühromantik, Tagung Agonistische Ästhetiken, Universität Basel (16.04.2021)
- Suche jeder wen er reibe. Form(en) frühromantischer Gegenwart(en). Tagung Transformation, Referenz, Präsenz. Zum Wandel des Gegenwartskonzepts zwischen 1750 und 1800, Universität Bonn (18.–19.02.2021)
- PLEASE HOLD THE LINE im knistern kratzen rauschen [...]. Über die reine und die infinite Mitteilung. Workshop Gewebeproben mit Barbara Köhler, Universität Bonn, (10.03.2020)
Lehre
Universität Bonn:
- Visuelle Lyrik und Lautpoesie von Mallarmé bis zur Konkreten Poesie (SoSe 2023)
- Theorien und Praktiken des Vergleich(en)s (WiSe 2022/23)
- Einführung in die Literaturtheorie (4 SWS, Wintersemester 2021/22)
- Mikrologie. Zur Kunst des Kleinen am Beginn der Moderne (SoSe 2021)
- Die Kunst der Unterscheidung. Einführung in die systemtheoretische Beobachtung von Literatur (WiSe 2020/21)
- Der europäische Bildungsroman und die Entstehung literarischer Kommunikation (SoSe 2020)
- Freundschaft, Geselligkeit, Ironie. Zur romantischen Kommunikation romantischer Sozialität (WiSe 2019/20)
- Selbstreferenz in Kunst und Wissenschaft um 1800. Fomen, Funktionen, Verfahren (SoSe 2019)
- ›Klassiker‹ der Medien- und Kommunikationstheorie (WiSe 2018/19)
- Poesie der Poesie. Formen und Verfahren der Selbstreferenz um 1800 (SoSe 2018)
- Foucaults Diskursanalyse und ihre Postfigurationen in Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft (WiSe 2017/18)
- Der Sound der Romantik (SoSe 2017)
Johns Hopkins University:
- German Elements II (Spring 2015)
- German Elements I (Fall 2014)
Forschungsprojekt
Fuzzy Force. Po(i)etiken der Unbestimmtheit in Literatur und Theoriebildung der Moderne
In historischen Diskursivierungen von Kraft scheint ein Aspekt ebenso persistent wie prekär zu sein: Kraft lässt sich an ihren Wirkungen ablesen, ihre genaue Operativität aber bleibt der Beobachtung entzogen. Kurzum: Kraft ist notorisch unbestimmt.
Während dieser Aspekt im Zuge der Moderne besonders von den mathematisierten Naturwissenschaften nachhaltig kritisiert wurde, scheinen Literatur und Ästhetik einen anderen Weg zu gehen. Hier finden sich nicht nur Aussageereignisse, die begrifflich um das ,dunkle‘ Wirken von Kräften kreisen. Vielmehr emergieren zeitgleich Konzepte und Poetiken, in denen Unbestimmtheit zum zentralen po(i)etischen Verfahrensmodus wird.
Ausgehend von diesem Befund fokussiert das Projekt den operativen Nexus zwischen Kraft und Unbestimmtheit (vorrangig) ab dem 20. Jahrhundert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der (tatsächlichen oder attestierten) Möglichkeit, mittels Verfahren der Unbestimmtheit ,grenzüberschreitende‘ soziopolitische Kohäsionskräfte zu generieren. Dies macht es möglich, künstlerische Phänomene wie etwa den Dadaismus neu zu perspektivieren, der antagonistische Kraftbegriffe über gezielte Modi der Veruneindeutigung in transnationale Formen der Gemeinschaftsstiftung überführt. Es legt zudem die theoriegeschichtliche Relektüre von Konzeptualisierungen nahe, in denen über Formen der Unbestimmtheit transkulturelle und ästhetische Konnektivitäten plausibilisiert werden (etwa bei R. Ingarden oder J. Lotman). Hier lassen sich ferner Fragen nach der Latenz ästhetischer Konzeptualisierungen in wissenschaftlicher Theoriebildung anschließen, die aktuelle Phänomene wie etwa den New Materialism in den Fokus rücken, wird dort doch für eine ontologische Verschränkung von Sozialität, Kraft und Unbestimmtheit argumentiert, die vorgeblich naturwissenschaftlich begründet ist, tatsächlich aber, so die Annahme, in zentraler Weise ästhetischen Verfahren aufliegt.
Forschungsinteressen
- Literatur und Theoriebildung der Romantik, insbesondere der Frühromantik,
- Theorie, Begriff und Poetik des Tautologischen,
- Theorien und Poetiken der Form, insbesondere der ,Formlosigkeit‘,
- Unbestimmtheit in Literatur und Theoriebildung der Moderne,
- literarische Vergleichspraktiken,
- literaturwissenschaftliche Anschlüsse an die Systemtheorie, insbesondere die systemtheoretische Formtheorie sowie
- Agonismus in Literatur und politischer Theorie