Prof. Dr. Cornelia Zumbusch

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Cornelia Zumbusch ist Professorin (W3) für Neuere deutsche Literatur an der Universität Hamburg. Von 2000-2002 war sie Stipendiatin am DFG-Graduiertenkolleg »Körper-Inszenierungen« an der FU Berlin; für die dort entstandene Dissertationsschrift Wissenschaft in Bildern. Symbol und dialektisches Bild in Aby Warburgs Mnemosyne-Atlas und Walter Benjamins Passagen-Werk wurde sie 2006 mit dem Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung ausgezeichnet. Seit 2003 war sie am Institut für Deutsche Philologie an der LMU München beschäftigt, wo sie sich 2009 mit der Arbeit Die Immunität der Klassik. Reinheit, Schutz und Unempfindlichkeit bei Schiller und Goethe habilitierte. 2010-2012 lehrte sie an der Universität Konstanz, im Wintersemester 2012 forschte sie als Gast des Direktors am IFK (Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Kunstuniversität Linz) in Wien. 2012 nahm sie den Ruf auf die Professur für Neuere deutsche Literatur mit Schwerpunkt Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts an. Seit 2015 ist sie Ko-Direktorin des Warburg-Hauses. Seit März 2019 ist sie Sprecherin der Kolleg-Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft«.
Publikationen
Monografien:
- Natur und Askese. Eine Poetik. (= de natura IX). Berlin: Matthes & Seitz 2022.
- Was keine Geschichte ist. Literatur und Vorgeschichte im 19. Jahrhundert. Stuttgart: Metzler 2021.
- Weimarer Klassik. Eine Einführung. Stuttgart: Metzler 2019.
- Die Immunität der Klassik. Berlin: Suhrkamp 2011. (stw 2014)
- Wissenschaft in Bildern. Symbol und dialektisches Bild in Aby Warburgs Mnemosyne-Atlas und Walter Benjamins Passagen-Werk. Berlin: Akademie-Verlag 2004 (Reihe: Studien aus dem Warburg-Haus, Bd. 8).
Herausgaben:
- Form- und Bewegungskräfte in Kunst, Literatur und Wissenschaft, hg. mit Frank Fehrenbach, Lutz Hengst und Frederike Middelhoff. Berlin/Boston: De Gruyter 2021.
- Politische Emotionen in den Künsten, hg. mit Frank Fehrenbach und Philipp Ekardt (Reihe: Mnemosyne. Schriften des Internationalen Warburg-Kollegs). Berlin/New York: De Gruyter 2021.
- Balance. Figuren des Äquilibriums in den Kulturwissenschaften, hg. mit Eckart Goebel (Reihe: Studien aus dem Warburg-Haus, Bd. 23). Berlin/New York: De Gruyter 2020.
- Aby Warburg und die Natur, hg. mit Frank Fehrenbach. Berlin/New York: De Gruyter 2019.
- Die Farben der Prosa, hg. mit Eva Eßlinger und Heide Volkening. Freiburg i.Br.: Rombach 2016.
- Handbuch Literatur & Emotionen, hg. mit Martin von Koppenfels. Berlin/New York: De Gruyter, 2015 (Handbücher zur kulturwissenschaftlichen Philologie 3).
- Pathos. Zur Geschichte einer problematischen Kategorie. Berlin: Akademie-Verlag 2010.
- Utopische Körper. Visionen künftiger Körper in Geschichte, Kunst und Gesellschaft, hg. mit Kristiane Hasselmann und Sandra Schmidt. München: Wilhelm Fink Verlag 2004.
Aufsätze:
- Zumbusch, Cornelia: ›causa latet, vis est notissima‹. Latenz als Ästhetik der Kraft, in: Bildbruch 3 (2022), Sina Dell'Anno und Emmanuel Heman (Hg.), S. 34-53. (http://www.bildbruch.com/, im Erscheinen)
- Politische Emotionen. Zur Einleitung (gem. mit Frank Fehrenbach und Philipp Ekardt), in: Philipp Ekardt, Frank Fehrenbach und Cornelia Zumbusch (Hg.): Politische Emotionen in den Künsten (Reihe: Mnemosyne. Schriften des Internationalen Warburg-Kollegs). Berlin/New York: De Gruyter 2021, S. 7-24.
- Transformations. Aby Warburg and the Force of Art, in: links. Rivista di letteratura e cultura tedesca / Zeitschrift für deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft 2 (2020), S. 13-22.
- Ruhende Löwen. Goethes Novelle und die Kraft der Dichtung, in: Schiller-Jahrbuch 64/2020, S. 217-239.
- Wunsch und Wunder. Wilhelm Meisters Wanderjahre und die Geschichte des Abenteuers, in: Oliver Grill und Brigitte Obermayr (Hg.): Abenteuer in der Moderne. München: Fink Verlag 2020, S. 75-90.
- Balance. Zur Einleitung (gem. mit Eckart Goebel), in: Cornelia Zumbusch und Eckart Goebel (Hg.): Balance. Figuren des Äquilibriums in den Kulturwissenschaften (Reihe: Studien aus dem Warburg-Haus, Bd. 23). Berlin/New York: De Gruyter 2020, S. 7-34.
- Ungewisse Zeitrechnung. Vorgeschichten und analeptisches Erzählen in Goethes Roman Wilhelm Meisters Wanderjahre, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 94/2 (2020), S. 125-143. (https://doi.org/10.1007/s41245-020-00100-8)
- Entsagung und Apathie. Goethes epistemische (Un-)Tugend, in: Andreas Gelhard, Ruben Marc Hackler und Sandro Zanetti (Hg.): Epistemische Tugenden. Geschichte und Gegenwart eines Konzepts. Tübingen: Mohr Siebeck 2019, S. 165-177.
- Über Nacht gereift. Dramatik der Beschleunigung in Schillers Don Karlos, in: Helmut Hühn, Dirk Oschmann und Peter Schnyder (Hg.): Schillers Zeitbegriffe. Hannover: Wehrhahn 2018, S. 57-73.
- ›es rollt fort‹. Kraft und Energie in Herders Erstem Kritischen Wäldchen, in: Poetica 49/3–4 (2018), S. 337-358.
- Fest und Flüssig. Liquidierung der Form in Goethes Pandora, in: Sabine Schneider und Juliane Vogel (Hg.): Epiphanie der Form. Göttingen: Wallstein 2018, S. 36-58.
- ›Wieder einmal‹. Heimkehr und Moderne in Gottfried Kellers Roman Martin Salander, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, Sonderheft Nostos und Gewalt, hg. von Eva Eßlinger, 92/2 (2018), S. 229-243 (https://doi.org/10.1007/s41245-018-0058-2) (2018), S. 1-15.
- Vor- und Nachgeschichte. Bild und Zeit bei Walter Benjamin, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, Themenschwerpunkt: Erinnerung ans nie Gesehene, hg. von Karine Winkelvoss, 81/2 (2018), S. 198-212.
- Perlgrau. Zur Farbe der Prosa in Stifters Nachsommer, in: Marianne Schuller und Thomas Gann (Hg.): Fleck, Glanz, Finsternis. Zur Poetik der Oberfläche bei Adalbert Stifter. München: Fink 2017, S. 163-180.
- Transformationen. Aby Warburg und die Kraft der Kunst, in: Frank Fehrenbach, Robert Felfe und Karin Leonhard (Hg.): Kraft, Energie, Intensität. Zur Dynamik der Künste zwischen Renaissance und Moderne. Berlin: De Gruyter 2017, S. 327-340.
- The Metamorphoses of Ottilie. Goethe’s Wahlverwandtschaften and the Botany of the 18th Century, in: European Romantic Review 28/1 (2017), S. 7-20.
- Hypnotisiert. Pathologien der Beobachtung in der Literatur des 19. Jahrhunderts (Kleist, Schnitzler, Fontane), in: Helmut Lethen und Annegret Pelz (Hg.): Beobachtung aufzeichnen. Wien: Vandenhoeck & Ruprecht / Vienna University Press 2016, S. 177-191.
- Grauer Grund. Keller, Goethe und der Glanz der Prosa, in: Eva Eßlinger, Heide Volkening und Cornelia Zumbusch (Hg.): Die Farben der Prosa. Freiburg i.Br.: Rombach 2016, S. 77-96.
- Die Farben der Prosa. Zur Einleitung (gem. mit Eva Eßlinger und Heide Volkening), in: Eva Eßlinger, Heide Volkening und Cornelia Zumbusch (Hg.): Die Farben der Prosa. Freiburg i.Br.: Rombach 2016, S. 9-26.
- Literatur und Emotionen. Zur Einleitung (gem. mit Martin von Koppenfels), in: Cornelia Zumbusch und Martin von Koppenfels (Hg.): Handbuch Literatur & Emotionen (Reihe: Handbücher zur kulturwissenschaftlichen Philologie 3). Berlin/New York: De Gruyter 2016, S. 1-38.
- The Life of Forms. Art and Nature in Walter Benjamin and Henri Focillon, in: Aisthesis. Pratiche, linguaggi e saperi dell‘estetico, Nov. 2015, S. 117-132. (https://oajournals.fupress.net/index.php/aisthesis/article/view/877/875)
- Erzählen und Erziehen. Pädagogik der Zurückhaltung in Stifters Mappe meines Urgroßvaters, in: IASL (Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur) 40/2 (2015), S. 479-502.
- Dämonische Texturen. Der durchkreuzte Wunsch in Goethes Wanderjahren, in: Lars Friedrich, Eva Geulen und Kirk Wetters (Hg.): Das Dämonische. Schicksal einer Kategorie des Zweideutigen. München: Fink 2014, S. 79-96.
- Wilhelm Meisters Entwicklungskrankheit. Pädagogik der Vorsorge in Goethes Bildungsroman, in: Thomas Glaser und Bettine Menke (Hg.): Experimentalanordnungen der Bildung. Exteriorität, Literarizität, Theatralizität. München: Fink 2014, S. 111-127.
- ›beschädigt und wiederhergestellt‹. Kompensationslogik und Romanform in Wilhelm Meisters Wanderjahren, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 88/1 (2014), S. 3-21.
- Besonnenheit. Warburgs Denkraum als antipathetisches Verfahren, in: Martin Treml, Sabine Flach und Pablo Schneider (Hg.): Warburgs Denkraum. Formen, Motive, Materialien. München: Wilhelm Fink Verlag 2014, S. 243-258.
- »rein und anfangsfähig«. Stifters Reinigungsarbeiter (Narrenburg und Mappe meines Urgroßvaters), in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Heft „Reinigungsarbeit“ (1/2013), S. 55-66.
- Wagestücke. Risiko und Vorsorge in Schillers Wallenstein, in: Monika Schmitz-Emans (Hg.): Literatur als Wagnis. DFG-Symposion 2011. Berlin: De Gruyter 2013, S. 350-372.
- Urgeschichte. Erzählungen vom Vorvergangenen bei Herder, Engels, Freud und Benjamin, in: Tobias Döring und Michael Ott (Hg.): Urworte. Zur Archäologie erstbegründender Begriffe. München: Wilhelm Fink-Verlag 2012, S. 137-153.
- Nachgetragene Ursprünge. Vorgeschichten im Bildungsroman (Wieland, Goethe und Stifter), in: Poetica 43/3-4 (2011), S. 267-299.
- Einfluss/Macht. Zu einem Argument der Renaissanceforschung 1859/1860 – 1929/1930, in: Archiv für Mediengeschichte Nr. 10 (2011), S. 31-41.
- »nichts, als leben«. Affektpolitik und Tragödie im Prinz von Homburg, in: Nicolas Pethes (Hg.): Ausnahmezustand der Literatur. Neue Lektüren zu Heinrich von Kleist. Göttingen: Wallstein 2011, S. 270-289.
- Schillers Schatten: Das Nachleben der Antike in Schillers klassischen Gedichten, in: Uwe Wirth (Hg.): Bewegen im Zwischenraum. Berlin: Kadmos Verlag 2011, S. 235-253.
- Probleme mit dem Pathos. Zur Einleitung, in: Cornelia Zumbusch (Hg.): Pathos. Zur Geschichte einer problematischen Kategorie. Berlin: Akademie-Verlag 2010, S. 7-24.
- Innervation der Moderne. Walter Benjamins ‚physiologische Stilkunde‘, gem. mit Davide Giuriato, in: Maximilian Bergengruen, Klaus Müller-Wille und Caroline Pross (Hg.): Neurasthenie. Die moderne Krankheit und die Literatur der Moderne. Freiburg i.Br.: Rombach 2010, S. 361-382.
- Dem Erhabenen ein Bein gestellt. J.M.R. Lenz’ Romanfragment Der Waldbruder als Tragikomödie, in: Harald Brittnacher und Thomas Koebner (Hg.): Das Erhabene und das Komische. Über eine prekäre Konstellation. Würzburg: Königshausen & Neumann 2010, S. 47-58.
- Innovation und Kontamination? Kreuzungen der Impfmetapher zwischen Kant und Nietzsche, in: Uwe Wirth (Hg.): Pfropfen, Impfen, Transplantieren. Berlin: Kadmos Verlag 2010, S. 87-100.
- Images of History: Walter Benjamin and Aby Warburg, in: Christian J. Emden und Gabriele Rippl (Hg.): ImageScapes. Studies in Intermediality. Oxford [u.a.]: Peter Lang 2010, S. 117-143.
- Übler Schutz: Die Pest und das Problem der Abwehr in Kleists Der Findling, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 125/4 (2009), S. 15-30.
- Poetische Immunität in Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, in: Goethe-Jahrbuch 125 (2008), S. 28-37.
- Darstellung des Unbekannten. Metaphern und Narrative in der Debatte um die Pockeninokulation, in: Ulrich Johannes Schneider (Hg.): Kulturen des Wissens im 18. Jahrhundert. Berlin: De Gruyter 2008, S. 577-584.
- Clemens Maria Brentanos verwilderter Roman von Maria: Geschrieben, um sich selbst zu lesen?, in: Davide Giuriato, Martin Stingelin und Sandro Zanetti (Hg.): ‚Schreiben heißt: sich selber lesen.‘ Schreibszenen unter dem Vorzeichen der Selbstbeobachtung. München: Wilhelm Fink Verlag 2008, S. 115-132.
- ‚Gesteigerte Gesten‘. Pathos und Pathologie bei Freud und Warburg, in: Bettina Bannasch und Günther Butzer (Hg.): Übung und Affekt: Aspekte des Körpergedächtnisses. Berlin/New York: De Gruyter 2007, S. 269-289.
- Raum der Seele. Topographien des Unbewußten in Joseph von Eichendorffs Eine Meerfahrt, in: Inka Mülder-Bach und Gerhard Neumann (Hg.): Räume der Romantik. Würzburg: Königshausen & Neumann 2007, S. 197-216.
- Proserpina versus Pygmalion. Melodramatische Bewegung bei Goethe und Rousseau, in: Vorträge aus dem Warburg-Haus, Bd. 10. Berlin: Akademie-Verlag 2007, S. 109-142.
- Der Gang der Geschichte. Historismus und genetisches Erzählen in Stifters Witiko, in: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 51 (2007), S. 229-253.
- Benjamins Strumpf. Die Unmittelbarkeit des Mediums und die kritische Wendung der Werke, in: Magdolna Orosz, Nicolas Pethes und Peter Plener (Hg.): Die Medien bei Walter Benjamin und das Medium Benjamin. Bern [u.a.]: Peter Lang 2005, S. 11-36.
- Don Carlos’ letzter Akt. Die Überwindung des Rührstücks in der Tragödie, in: Ästhetik & Kommunikation. Heft 128, 36. Jahrgang, Frühjahr 2005, S. 65-71.
- Der Mnemosyne-Atlas: Warburgs symbolische Wissenschaft, in: Frauke Berndt und Christoph Brecht (Hg.): Aktualität des Symbols. Freiburg i. Breisgau: Rombach 2005, S. 77-98.
- Kunst als Impfung gegen das Leben? Eine medizinische Metapher in Schillers Theorie des Erhabenen, in: Miriam Schaub, Nicola Suthor und Erika Fischer-Lichte (Hg.): Ansteckung. Zur Körperlichkeit eines ästhetischen Prinzips. München: Wilhelm Fink Verlag 2005, S. 251-262.
- Vom Einwandern der Utopie in den Körper. Zur Einleitung, in: Kristiane Hasselmann, Sandra Schmidt und Cornelia Zumbusch (Hg.): Utopische Körper. Visionen künftiger Körper in Geschichte, Kunst und Gesellschaft. München: Wilhelm Fink Verlag 2004, S. 11-26.
- Das Unbewußte des Kollektivs und seine Physis. Zum Bild des kulturellen Körpers in Walter Benjamins Passagen-Werk, in: Sylvia Sasse und Stefanie Wenner (Hg.): Kollektivkörper. Kunst und Politik von Verbindung. Bielefeld: Transcript 2002, S. 263-285.
Kleinere Beiträge:
- [Handbuchartikel] Der Nachsommer, in: Christian Begemann und Davide Giuriato (Hg.): Stifter Handbuch. Stuttgart/Weimar: Metzler 2017, S. 98-108.
- [Handbuchartikel] Reinheit / Unreinheit, in: Christian Begemann und Davide Giuriato (Hg.): Stifter Handbuch. Stuttgart/Weimar: Metzler 2017, S. 301-305.
- [Rezension] Victoria Kahn, Neil Saccamano, Daniela Coli (Hg.): Politics and the Passions. 1500-1850. Princeton University Press: Princeton/Oxford 2006, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 129/2 (2010), S. 293-296.
- [Rezension] Felicitas Igel: Wilhelm Meisters Lehrjahre im Kontext des hohen Romans, in: Goethe-Jahrbuch 125 (2008), S. 330-332.
- [Rezension] Dämonenfurcht und Aufklärungssehnsucht. Wie man sich die Welt vom Leib hält, indem man eine Bibliothek gründet, in der man dann wieder die Welt findet: Karen Michels Biographie Aby Warburgs, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 126, 4. Juni 2007, S. 16.
- [Rezension] Peter Müller und Jürgen Stötzer (Hg.): Jakob Michael Reinhold Lenz im Urteil dreier Jahrhunderte. Texte der Rezeption von Werk und Persönlichkeit 18.-20. Jahrhundert, Teil IV. Bern [u.a.]: Peter Lang 2005, in: Weimarer Beiträge 2 (2007), S. 314-316.
- [Diskussionsbericht] Sektion Literarische Räume, in: Hartmut Böhme (Hg.): Topographien der Literatur. DFG–Symposion 2004. Stuttgart: Metzler 2006, S. 586-594.
- [Kurztext] Wunderwelten der Geschichte: Zum Prinzip der historistischen Einbildungskraft bei Burckhardt und Stifter, in: Konrad Ehlich (Hg.): Germanistik [in und für] Europa. Faszination – Wissen. Texte des Münchener Germanistentages 2004. Bielefeld: Aisthesis 2006, S. 445-447.
- [Rezension] Norbert Oellers: Elend der Geschichte, Glanz der Kunst, in: Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge 16/1 (2006), S. 134-136.
- [Lexikonartikel] Impfung, in: Bettina von Jagow und Florian Steger (Hg.): Literatur und Medizin im europäischen Kontext. Ein Lexikon. Göttingen: Vandenhoek und Ruprecht 2005, S. 462-466.
- [Tagungsbericht] Nacktheit. Ästhetische Inszenierungen in historisch-kulturvergleichender Perspektive, in: Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge 11/3 (2001), S. 633-636.
Forschungsprojekt
Romantische Thermodynamik. Kräftelehren der Goethezeit
In naturphilosophisch inspirierten Poetiken werden zwischen 1770 und 1830 sowohl der Primat einer möglichst starken Wirkung als auch die Vorstellung vom großen ›Kraftgenie‹ abgebaut. Stattdessen tritt Kraft als Ursache einer als beweglich, veränderlich und flüchtig gedachten Form in den Vordergrund. Den Schlüssel bieten hier Neuentwürfe einer Kraft der Dichtung, wie sie in literarischen Texten aufzusuchen sind. In Hardenbergs Klingsohr-Märchen fügt ein Kind namens Fabel galvanische Ketten, in denen Körper elektrisiert, magnetisiert, erhitzt und geschmolzen werden. In Goethes Faust II stellt sich ein Knabe namens Lenker als ›die Poesie‹ vor und teilt flammendes Gold aus, das sich in den Händen der Leute in Käfer verwandelt. Diese kleinen Figuren, die gewaltsame Naturkräfte nicht entfesseln, sondern auf sanfte Weise steuern, nutzen und verwandeln, deute ich als Neukonfigurationen poetischer Kraft, die sich im Vorfeld der Thermodynamik bewegen. Der in den 1840er Jahren von Hermann von Helmholtz formulierte erste Satz der Thermodynamik besagt, dass potentielle, kinetische, chemische, elektrische, magnetische und thermische Kraft ineinander überführt werden können. Dem thermodynamischen Denken zeigt sich die Welt nicht als Mechanismus, sondern als selbstorganisierter Metabolismus, in dem verbrannt und verbraucht, geatmet und gegessen wird. Goethe stellt mit der Formel von der Natur als ›Kraft, die Kraft verschlingt‹ natürliche Vorgänge ebenfalls ins Zeichen eines Verschlingens, das zwischen metabolischem Verschlucken und textilem Verflechten schwankt. Wie zu zeigen ist, entwickelt er in den fantastischen Naturszenarien im Märchen, der Novelle und vor allem im Faust II zugleich das Konzept einer Textproduktion, die sich als fortgesetzte Gestaltung und Umgestaltung versteht.
Ausführliche Beschreibung des Forschungsfeldes
Vorstellungen von einer Kraft der Dichtung proliferieren seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Obwohl etwa der Begriff der Lebenskraft in seiner Relevanz für die Literatur um 1800 erhellt und auch die Rezeption der Elektrizitätslehre bzw. des animalischen Magnetismus in einzelnen Studien aufgearbeitet worden ist, liegt eine systematische Darstellung poetologischer Kräftelehren nicht vor. Gemeint sind damit Reflexionen auf eine Kraft der Kunst, der Sprache oder der Dichtung, wie sie etwa bei Sulzer, Herder, Humboldt, Moritz, Schiller, Goethe und Novalis entweder im Rekurs auf Gemüts- oder Seelenkräfte, in Analogie zu Naturkräften (Leben, Zeugung, Magnetismus, Elektrizität) oder aber im Gebrauch des nicht weiter spezifizierten Worts ›Kraft‹ anzutreffen sind.
In dem Forschungsfeld »Kräftelehren der Goethe-Zeit« sollen diese Kraftkonzeptionen nicht nur in den Wissensfeldern der Zeit verortet, sondern vor allem auf ihre Explikationsleistung hin befragt werden. An welchen systematischen Stellen springt die Vorstellung von einer Kraft der Dichtung ein? Und wie verändern sich Referenzen auf Kraft und Kräfte zwischen 1750 und 1830?
Zu den Kontexten poetologischer Kräftelehren gehören allen voran die Psychologie, die Biologie und die Physik. Wie gezeigt worden ist, wird die ›Kraft der Seele‹ zu einem zentralen Begriff der empirischen Psychologie bzw. Erfahrungsseelenkunde, die sich nicht zuletzt mit der Einbildungskraft befasst. Eine dunkle ›Seelenkraft‹ und eine nicht minder rätselhafte ›Lebenskraft‹ sind zugleich Vorläufer eine Theorie des Unbewussten, an die sich wiederum ästhetische Konzepte anschließen. Moritz, Kant oder Schiller modellieren Kräfte wie ›Bildungskraft‹, ›Zeugungskraft‹ oder ›Lebenskraft‹ Bezug aber auch per analogiam als ästhetische Produktionskräfte. Während noch der späte Goethe vorzugsweise Kräfte des Lebendigen aufruft, wenn es ihm um die Genese von Kunstformen geht, reflektiert die Romantik (Novalis, v. Arnim, Kleist) die Kraft der Poesie in physikalischen Modellierungen.
Anders als in den bisher vorliegenden Studien, die sich auf die Rezeption einzelner Wissensfelder beschränken, soll die Variationsbreite dieser Kräfte im Feld unterschiedlicher Diskurse (Rhetorik, Anthropologie, Physiologie, Psychologie, Biologie, Physik) situiert werden. Zur Debatte steht dabei zuallererst die Frage, wie die aus unterschiedlichen Wissenskomplexen bezogene Rede von Kräften überhaupt in die Vorstellung von einer ›Kraft der Kunst‹ bzw. einer ›Kraft der Dichtung‹ überführt werden kann. Neben den sich ausdifferenzierenden Naturwissenschaften ist hier auch der Rekurs auf die von Platon ins Spiel gebrachte göttliche Kraft der Dichtung (enthousiasmos), auf die klassische Rhetorik (hypsos/Erhabenes, enargeia/evidentia) sowie auf Elemente der frühneuzeitlichen Kunsttheorie (forza, vivacitá) aufschlussreich.
Ziel dieser Rekonstruktionsarbeit ist es, die Transformationsleistung der ab etwa 1770 geführten ästhetischen und poetologischen Debatten nachzuzeichnen. Bei der Vorstellung von einer überwältigenden Kraft der Kunst, so wird zu zeigen sein, handelt es sich um einen Topos, der zwar fortgeschrieben, zugleich aber demontiert wird. Sulzer verweist in seinen Bemerkungen zur Kraft (Energie) in den Werken der schönen Künste auf die mit ›Macht‹ und ›Gewalt‹ assoziierte Möglichkeit der Kunst, Rezipienten zu mobilisieren. Schillers Fassung des Dynamisch-Erhabenen macht im Anschluss an Kant das Moment der sinnlichen Überwältigung, in der die Darstellung an ihre Grenze gerät, zur Voraussetzung der Tragödientheorie. In den nicht zuletzt von Phänomenen des (animalischen) Magnetismus und der Elektrizität inspirierten Texten der Romantik, etwa v. Arnims oder Kleists, sammeln sich allerdings Verdachtsmomente angesichts der Übermacht der Kunst.
Parallel zur Diskussion der überwältigenden Macht der Kunst setzt man aber sowohl in Kunst- als auch in Sprachreflexionen auf das produktive, formstiftende Potential von Kräften, so in Herders Vorstellung von der ›Kraft‹ bzw. den spracherneuernden ›Machtworten‹ der Urpoesie, in Wilhelm von Humboldts Bestimmung der Sprache nicht als ›ergon‹, sondern als ›energeia‹, oder in dem von Schiller entfalteten Begriff des ›Formtriebs‹. Diese Kopplungen von Kraft und Form betont aber nicht das Hervorgebrachte, mithin nicht die feste Form, sondern die Tätigkeit des Hervorbringens.
Poetologische Kräftelehren der Goethezeit thematisieren dabei in besonderem Maße die Dynamik widerstreitender oder zumindest spannungsvoll aufeinander bezogener Kräfte: K. Ph. Moritz konzipiert mithilfe von Begriffen der zeitgenössischen Lehre vom Lebendigen Formverlust und Formgenese als einander ausgleichende ›Zerstörungskraft‹ und ›Bildungskraft‹, Goethe bestimmt in einer Beilage zu seinem ersten Brief an Schiller die Schönheit ›organischer Naturen‹ als noch nicht realisierte Kraft, die sich als ausgeglichenes Zusammenspiel von Ruhe und Kraft zeigt, Schiller beschreibt das Schöne seinerseits als ›Zustand der höchsten Ruhe und höchsten Bewegung‹.
Die vielschichtige Rede von den Kräften, so lautet eine der Arbeitshypothesen, zeugt von der Orientierungsleistung des Begriffs in einem Konfliktfeld. Indem sich die Rede von einer ›Kraft‹ der Dichtung einerseits mit Vorstellungen von einer (affekt-)mobilisierenden, das Subjekt mitreißenden, fesselnden oder gar destruktiven Macht der Kunst, andererseits mit Modellen einer gebundenen, ausbalancierten oder in der Potentialität gehaltenen Kraft verbindet, bleibt das Konzept der Kraft indifferent gegen die Unterscheidungen der ›doppelten Ästhetik‹ (Zelle), die Schönes und Erhabenes auseinander hält. Gerade weil sie die auseinandertretenden Bereiche verbindet, kann der deutsche Singular ›Kraft‹ zum heimlichen Grundbegriff der poetologischen Reflexion werden.
Dabei bewegen sich die Vermittlungsmodelle, so die zweite These, im Horizont des im 18. Jahrhundert sowohl in der Mechanik als auch in der Biologie entwickelten Denkens dynamischer Kräfteverhältnisse, gehen doch sowohl die ›composition of forces‹ der klassischen Mechanik als auch die in der biologischen Forschung leitende Vorstellung von einer balance naturelle davon aus, dass sich für jede Kraft eine Gegenkraft finde. Einen Leitfaden bildet hier die Leibniz-Rezeption des späteren 18. und früheren 19. Jhdts, insofern Leibniz nicht nur mit der vis viva den im 19. Jahrhundert formulierten Energieerhaltungssatz vorwegnimmt, sondern in der Theodizee auch Geschichte als dynamisches Kompensations- und Ausgleichsgeschehen beschreibt.