Lebenskräfte und die Œconomie der Natur
Dr. Dominik Hünniger: Lebenskräfte und die Œconomie der Natur in der wissenschaftlichen Insektenkunde um 1800
Das Forschungsvorhaben untersucht, von der Wissensgeschichte der Entomologie ausgehend, wie Begriffe, Narrative und Metaphern der Kraft, insbesondere in Zusammenhang mit dem Begriff der Œconomie und den Vorstellungen über Fortpflanzung und Erhalt des Lebens verwendet wurden. Erste Ergebnisse sind hier veröffentlicht: https://voltairefoundation.wordpress.com/2020/10/15/the-forces-of-reproduction-meta-physics-and-insect-sex-in-eighteenth-century-entomology/
Zeitgenössische Vorstellungen von »Naturkraft« bzw. »Lebenskraft« werden mit Hilfe von Methoden der digital humanities rekonstruiert. Wie wurde in den verschiedenen Landessprachen und in den lateinischen Schriften auf die antiken Konzepte von dynamis, vis bzw. potentia zurückgegriffen oder wurden diese überhaupt verwendet?
»Imaginarien der Kraft« waren auch in Hinblick auf die »Kräfte der Künste« in den Prozessen der Wissensgenerierung und -vermittlung sowie in den Selbstinszenierungen der Akteur*innen zentral. Insofern werden auch die Wahrnehmungen gesellschaftlicher »Kräfte« untersucht, welche die kollaborative Wissensgenerierung und ihre materiellen Aspekte in der Naturgeschichte um 1800 beeinflussten. Eine dekoloniale und speziesübergreifende Untersuchung der zentralen Rolle wissenschaftlicher Sammlungen und früher „citizen science“ für die Prozesse der Wissensformation ist hier entscheidend. Im Aufsatz „Visible Labour? Productive Forces and Imaginaries of Participation in European Insect Studies, ca. 1680–1810“ (Berichte zur Wissenschaftsgeschichte, 44/2, 2021 https://doi.org/10.1002/bewi.202100002) sind die komplexen Wissensproduktionsprozesse und sozialen Kräfteverhältnisse bereits an einem Beispiel herausgearbeitet wurden.