Claudia Jentzsch, M.A.
Vita
Claudia Jentzsch studierte Kunstgeschichte und Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig und Florenz mit Schwerpunkt italienische Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit. Für die documenta 12 (Kassel) und die Berlin Biennale war sie im Bereich Kommunikation tätig. Ihr Promotionsprojekt Ordnung und Gemeinschaft. Die Ästhetik der Florentiner Augustinereremitenkirche Santo Spirito an der Universität der Künste Berlin wurde durch ein Berliner Länderstipendium (Nafög) sowie Förderungen von DAAD, Kunsthistorischem Institut in Florenz – MPI und Bibliotheca Hertziana MPI für Kunstgeschichte in Rom unterstützt. In einer Reihe von Lehraufträgen und Workshops an der UDK beschäftigte sie sich u.a. mit Kunst als politischer Praxis und dem Sprechen über Kunst, d.h. mit der Vermittlung von Gegenwartskunst und musealen Sammlungen.
Forschungsschwerpunkte: visuelle und materielle Kultur der Vormoderne, Kunst und Architektur der Bettelorden, Wissenskulturen des italienischen Humanismus, Memorialkultur, Bild-Schrift-Sprache; ferner Theorien und Methoden der Kunstvermittlung im Kontext dekolonialer Diskurse und der Restitutionsdebatte.
Aktuelle Projekte: Herausgabe (zus. mit Katharine Stahlbuhk) des Bandes »Mendikanten, Humanisten und die Ästhetik der civitas. Debatten und politische Kultur im 14. und 15. Jahrhundert und ihre Wirkung auf Kunst, Architektur und den urbanen Raum« (erscheint 2023 im Online-Journal RIHA). Im Aufbau befindet sich zudem ein interdisziplinäres Netzwerk (mit Philippa Sissis und Katharine Stahlbuhk) zur Erforschung der visuellen und materiellen Kultur des Humanismus in der Relation von Sprache und Bildern.
Publikationen (Auswahl)
- Herausgabe der Konferenzakten (gemeinsam mit Katharine Stahlbuhk): Mendikanten, Humanisten und die Ästhetik der civitas. Debatten und politische Kultur im 14. und 15. Jahrhundert und ihre Wirkung auf Kunst, Architektur und den urbanen Raum, [Konferenz Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, 05.–06.10.2021], Special Issue, Online-Journal RIHA (4. Quartal 2023).
- ‚OB SINGVLAREM ELOQVENTIAM ET DOCTRINAM‘: The funerary inscription of Luigi Marsili‘s cenotaph in the Florentine Cathedral, in: Brandis, Veronika; Seidel, Robert; De Jong, Jan (Hg.): Funerary Inscriptions in Early Modern Europe, [Konferenz Goethe Universität Frankfurt, 01.–02.09.2022). (Brill-Reihe: Intersections. Interdisciplinary Studies in Early Modern Culture] Leiden 2023.
- Sepoltura come è solito? Die Grablegen in Santo Spirito im Kontext von Regulierungen der Florentiner Begräbniskultur und vormodernen Raumordnungen, in: Giese, Francine; Thome, Markus; Pawlak, Anna (Hg.): Grab, Erinnerung, Raum. Repräsentationskonzepte in der christlichen und islamischen Kunst der Vormoderne/ Tomb, Memory, Space. Concepts of Representation in Premodern Christian and Islamic Art. Berlin 2018.
- Partizipation am Bau der Augustinerkirche Santo Spirito in Florenz, in: Klein, Bruno; Schröck, Katja (Hg.): Die Kirche als Baustelle – Große Sakralbauten des Mittelalters. Köln 2013.
- Florentiner Quartieri und Gonfaloni im Quattrocento – Das Viertel Santo Spirito und seine Hauptkirche, in: Michalsky, Tanja; Heidemann, Grit (Hg.): Quartieri, sestieri, seggi. Die Ordnung des sozialen Raumes in den frühneuzeitlichen Städten Italiens. Berlin 2012.
Forschungsvorhaben: vis dicendi - Sprachkraft – Bildkraft. (Rhetorische) Bilder und Sprachbilder in humanistischen Texten und in den Künsten des italienischen Quattrocento
Das Projekt stellt Sprachkraft ins Zentrum, die ‚Bildkraft‘ besitzt. Im Gegenüber von Sprachkraft und Bildkraft zeigt sich das imaginative und evokative Potential von Sprache. Das Projekt betrachtet die Sprachkraft aus zwei Perspektiven: Zum einen untersucht es ‚Sprachbilder’ in Texten, die in den Köpfen der Rezipienten mittels der Einbildungskraft ‚Bilder’ evozieren (Imaginationen, vis imaginativa), z.B. durch die Verwendung von Metaphern, Analogien und bildergenerierendem Sprachgebrauch. Zum anderen erforscht es Beispiele aus der bildenden Kunst, in denen die bildhafte und sinnliche Qualität von Sprache im Fokus steht. Es geht mithin um innere und äußere Bilder. Gemeinsam ist ihnen ihre immanente (politisch motivierte) Rhetorik, die das Begehren ausdrückt, das Gegenüber mit ästhetischen Mitteln zu überzeugen.
Während der Arbeit in der Kolleg-Forschungsgruppe widmet sich das Projekt einem Werk aus der bildenden Kunst und einem humanistischen Traktat: Das Marmor fingierende, als Wandmalerei ausgeführte Grabmonument des Augustinereremiten Luigi Marsili im Florentiner Dom von 1439 ist Ausgangspunkt der Frage, wie sich die Kraft der Sprache, vis dicendi, in der Kunst darstellen lässt. Im Mittelpunkt stehen zudem Texte des Humanisten Giannozzo Manetti, die in besonderem Maße mit Körpermetaphern und Analogien zu sakralen Gebäuden arbeiten. Analysiert werden seine architektonischen Ekphrasen in Zusammenschau mit den in Manettis Traktat Über die Würde und Erhabenheit des Menschen (De dignitate et excellentia hominis, 1452) entworfenen Konzeptionen von den ‚Kräften der Seele‘, die Architektur, Malerei und Skulptur inkludieren, und seine Ausführungen zur ‚Schöpfungskraft‘.