Prof. Dr. Christiane Frey
Vita
Christiane Frey ist Associate Professor für German Studies und Co-Direktorin des Max-Kade-Centers for Modern German Thought an der Johns Hopkins University. Nach Professuren an der University of Chicago und der Princeton University in German, affiliiert in Comparative Literatures und der History of Science, war sie an der New York University Associate Professor und an der Humboldt-Universität zu Berlin Vertretungsprofessorin für Neuere deutsche Literatur. Stipendien, Forschungs- und Lehraufenthalte u.a. in Konstanz, Paris, Berlin, Wolfenbüttel, Aachen. Themen ihrer Forschung und Lehre umfassen frühmoderne Literatur, Astronomie und Religion; politische Theologien und barockes Trauerspiel; literarische Anthropologie; Rhetoriken des Exemplarischen; mögliche Welten; Mikrologien des Wissens; Literatur und Ökologie; Theorien der Säkularisierung.
Publikationen (Auswahl)
- Milieus of Minutiae: Contextualizing the Small in Literature, Philosophy, and the Sciences, hg. von Christiane Frey und Elizabeth Brogden. Virginia: University of Virginia Press, 2024 (im Druck).
- Below Genre: Short Forms and Their Affordances. Special issue of Colloquia Germanica – Internationale Zeitschrift für Germanistik, 56: 2-3, hg. von Christiane Frey, Florian Fuchs und David Martyn. Tübingen: Francke Verlag, 2023.
- „Die Zeit der Ellipse: Ästhetische Eigenzeiten in Keplers Astronomie“, in: Ästhetische Eigenzeiten der Wissenschaften, hg. von Michael Gamper, Hannover: Wehrhahn, 2020, S. 17–72.
- „Kleinformate und Monadologie: Leibniz, Benjamin“, in: Barock en miniature – Kleine literarische Formen in Barock und Moderne, hg. von Pauline Selbig et al. Berlin/New York: DeGruyter, 2020, S. 135–176.
- Laune: Poetiken der Selbstsorge von Montaigne bis Tieck. Paderborn: Fink, 2016.
Forschungsvorhaben: Unsichtbare Kräfte: Von Bahnen, Ellipsen und dem Okkulten im europäischen 17. Jahrhundert
Mit dem Begriff der „Kraft“ ist eine Wende zur wissenschaftlichen Moderne markiert, die von Keplers ersten mechanischen Umdeutungen der Sonnenseele (anima) zu einer Sonnenkraft (vis) bis zu Newtons Gravitationsgesetz gehen soll. Zugleich allerdings gilt ausgerechnet die neue „mechanische Kraft“ noch zu Newtons Zeiten als movens einer okkulten Kraft, die auf die eines verborgenen Gottes bezogen wird. Ausgangspunkt des Projektes, mit dem ich mich als Fellow der Forschungsgruppe „Imaginarien der Kraft“ beschäftigen werde, ist darum der Versuch, diese Wende mit Blick auf die unterschiedlichen Vorstellungen von „Kraft“ (dunamis, vis, potentia, energeia), wie sie vor Newton nicht nur bei Kepler, sondern auch etwa bei William Gilbert, Athanasius Kircher, oder Margaret Cavendish zum Einsatz kommen, in ihren Verhältnisbestimmungen zwischen Materie und Form neu zu befragen. Dabei soll es zunächst um die Beziehung von elliptischer Planetenbahn und der für Kepler als zugleich „körperlich und immateriell“ vorgestellten vis gehen, um dann die Verbindungen zu medizinischen Neubestimmungen der virtus und der sich ebenfalls im 16. und 17. Jahrhundert wandelnden Imaginarien der vis dicendi und der energeia als efficacia in der Rhetorik aufzeigen zu können.