Prof. em. Dr. Klaus Krüger
Foto: Tanja Michalsky
Vita
Klaus Krüger (Promotion LMU München 1987, Habilitation TU Berlin 1997) ist emeritierter Professor für Kunstgeschichte an der FU Berlin. 1987-1992 Postdoc und Wiss. Assistent an der Bibliotheca Hertziana (MPI) in Rom, 1992-1999 Wiss. Assistent und Oberassistent an der TU Berlin. 1999-2002 Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Greifswald, 2002-2003 Ordinarius für Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Basel, 2003-2022 Professor für Kunstgeschichte an der FU Berlin, 2022-2025 ebendort Senior-Professor. Fellowships und Gastprofessuren u. a. in Frankfurt a.M. (JWG-Universität, 1997-1998), Paris (ÉHÉSS, 1999), New York (Columbia University, 2004-2005 und 2018), Florenz (Università degli Studi, 2006), Konstanz (Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“, 2007-2008), Wien (IFK, 2011) und Rom (Bibliotheca Hertziana, 2012-2013). Leiter zahlreicher Forschungs- bzw. Drittmittelprojekte, u.a. 2012-2020 Ko-Sprecher der Kolleg-Forschergruppe „BildEvidenz. Ästhetik und Geschichte“ an der FU Berlin.
Zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Theorie und Geschichte des Bildes, insbesondere zur Ästhetik und kulturellen Semantik des Bildes in der Vormoderne sowie zu seinen diversen Funktionsformen und intermedialen Bezügen (z.B. Altarbild, Andachtsbild, Malerei und Musik, Bild und Text, Kunst und Politik etc.). Ein Hauptaugenmerk liegt auf der italienischen Kunst vom Mittelalter bis zum Barock, darüber hinaus auch auf der Gegenwartskunst, dem Verhältnis von Kunst und Film und der Methodengeschichte des Faches.
Publikationen (Auswahl)
- Figura als Bild. Streiflichter zu Dürer und zum Mediendiskurs in Mittelalter und früher Neuzeit, Göttingen: Wallstein 2024.
- Giottos Figuren. Mimesis und Imagination, Göttingen: Wallstein, 2023.
- Bildpräsenz – Heilspräsenz. Ästhetik der Liminalität, Göttingen: Wallstein, 2018.
- Zur Eigensinnlichkeit der Bilder. Acht Beiträge, Paderborn: Fink, 2017 (= Ausgewählte Schriften).
- Grazia. Religiöse Erfahrung und ästhetische Evidenz, Göttingen: Wallstein, 2016.
- Politik der Evidenz. Öffentliche Bilder als Bilder der Öffentlichkeit, Göttingen: Wallstein, 2015.
- Das Bild als Schleier des Unsichtbaren. Ästhetische Illusion in der Kunst der frühen Neuzeit in Italien, München: Fink, 2001.
- Der frühe Bildkult des Franziskus in Italien. Gestalt- und Funktionswandel des Tafelbildes im 13. und 14. Jahrhundert, Berlin: Gebr. Mann, 1992
Forschungsvorhaben: konstig en kragtig – kunstvoll und kräftig. Zur Ästhetik der overnatuurlijke kracht in der Holländischen Malerei
Die beiden Leitbegriffe des Vorhabens, konstig und kragtig, also kunstvoll einerseits und kraftvoll andererseits, bezeichnen in der Praxis und Theorie der holländischen Kunst eine polare und zugleich dialektisch aufeinander bezogene Konfiguration. Sie stehen beide für Eigenschaften, die das Bild als lebendig und nachgerade so erscheinen lassen, als würden die dargestellten Personen mit den Betrachtern kommunizieren, ja sie aktiv adressieren und aus dem Bild heraus direkt ansprechen (de aanschouwers aan te spreken). Doch profilieren sie dabei durchaus gegenstrebige Effekte bzw. differente Modi dieser Eindrucksmächtigkeit. Sie verweisen, wenn man so will, auf eine doppelte Textur des Bildes, auf die ästhetische Verwebung und unlösliche Schichtung von täuschender Naturnachahmung und artistischer Bravour, von Heteronomie und Selbstbezug. Dergestalt, dass einerseits die dargestellten Bildpersonen, wie es etwa zu Frans Hals heißt, mit „solcher Kraft und Vitalität (sulcke forse ende leven)“ erfüllt scheinen, dass sie geradezu natürlich „zu atmen und zu leben scheinen (dat de schijnen asem van haer te gheven, ende te leven)“, dass andererseits jedoch all die verlebendigende Kraft der Malerei als eine die Natur energetisch übersteigende Potenz (overnatuurlijke kracht) vor Augen steht, nämlich als diejenige der Kunst selbst. Das Vorhaben möchte dieses oszillierende, der ästhetischen Kraft des Bildes innewohnende Imaginarium durch Fallstudien etwa zu Samuel van Hoogstraten, Frans Hals, Rembrandt, Jacobus Vrel und anderen mehr in den Blick nehmen.