Dr. Johannes Gebhardt
Vita
Johannes Gebhardt ist Kunsthistoriker und derzeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter (PostDoc) am Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig, wo er 2018 promoviert wurde. Seine Dissertation ›Apparitio Sacri – Occultatio Operis. Zeigen und Verbergen von Kultbildern in Italien und Spanien (1600–1700)‹, in der er sich mit spektakulären Inszenierungsstrategien von Kultbildern auseinandersetzt, erschien 2020 bei Hirmer in den ›Römischen Studien der Bibliotheca Hertziana‹. Im Februar 2024 war er One-Month-Research Awardee in Dumbarton Oaks (Byzantine Department) in Washington, D.C. 2022/2023 war er Villa I Tatti/Museo Nacional del Prado Joint Fellow (Postdoc) in Florenz und Madrid. Er erhielt weitere Stipendien von der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom sowie von der Gerda Henkel Stiftung in Düsseldorf. Johannes Gebhardt studierte European Studies und Kunstgeschichte and den Universitäten in Passau, Toledo und Leipzig. Seine aktuellen Forschungen beschäftigen sich mit der materiellen Kultur der Frühen Neuzeit im Rahmen transregionaler Verflechtungs- und Austauschprozesse (Europa – Vizekönigreiche Neuspanien und Peru), mit besonderem Fokus auf Materialitätsdiskurse, Kunsttheorie und Kultbilder. Sein aktuelles Buchprojekt (Habilitation) trägt den Arbeitstitel: ›Blood. Dimensions of Liminality in Early Modern Hispanic Art‹.
Publikationen (Auswahl)
- Präsenzeffekte. Die Inszenierung der ›Sagrada Forma‹ im Real Monasterio de El Escorial, gemeinsam mit Sven Jakstat und Johanna Abel. Göttingen 2021 (= BildEvidenz).
- Apparitio Sacri – Occultatio Operis. Zeigen und Verbergen von Kultbildern in Italien und Spanien (1600–1700). München 2020 (= Römische Studien der Bibliotheca Hertziana, Bd. 48).
- Paragone. Leonardo in Comparison (Tagungsakten Leipzig, 2019), hg. von Johannes Gebhardt und Frank Zöllner. Petersberg 2021 (= Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte, Bd. 188).
- Sassoferrato’s ›Mater Salvatoris‹ in SS. Trinità dei Pellegrini e Convalescenti, Rome. In: The Burlington Magazine 160, 2018, S. 946–949.
- The Crucifix in the Santuario Santissimo Crocifisso alla Collegiata in Monreale: The Unveiling of a Cult Image in Post-Tridentine Sicily. In: Re-thinking, Re-making, Re-living Christian Origins, hg. von Ivan Foletti et al. Rom 2018 (= Études lausannoises d’histoire de l’art, Bd. 27), S. 147–164.
Forschungsvorhaben: Blut als Material – Dimensionen der Liminalität in der visuellen Kultur der Frühen Neuzeit
Buddhistische Mönche, die Bilder von Buddha und Kopien der Sutren mit Blut anfertigen; afrikanische versklavte Personen, die im Zuge des transatlantischen Sklavenhandels mit Blut angefertigte Zeichnungen hinterlassen haben; von der Inquisition als Ketzer Verurteilte, die Freskenzyklen unter Beimischung ihres eigenen Blutes an die Wände spanischer Inquisitionsgefängnisse malen: Die Verwendung von Blut als Material zieht sich wie ein roter Faden durch die visuelle Kultur der Frühen Neuzeit. Dabei manifestiert sich wie bei keiner anderen Körperflüssigkeit eine solch komplexe Symbolsprache, die in unterschiedlichen soziokulturellen Kontexten zwischen den Polen von lebensspendender Kraft und zum Tod führender Kraftlosigkeit, Hoffnung und Verzweiflung, Heil und Unheil beziehungsweise zwischen Konstruktionen diesseitiger und jenseitiger Glaubensvorstellungen changiert. In meinem Projekt möchte ich diese komplexe Rolle von Blut im Rahmen bildkünstlerischer Schaffensprozesse im Verhältnis von europäischen und außereuropäischen Modellen der Kraft – und im religiösen Kontext von entsprechend voneinander divergierenden nicht-quantifizierbaren Kräften des Numinosen – ergründen. Blut verstehe ich dabei als ›Schwellensubstanz‹, das heißt als Medium liminaler Aushandlungsprozesse, um die in unterschiedlichen kulturellen Kontexten entstandenen und mit einer jeweils ganz spezifischen Materialität, Biografie und ›agency‹ ausgestatteten Blutartefakte auf ihre sich durch die Flüssigkeit artikulierenden symbolischen Graduierungen hin zu untersuchen.