Prof. Dr. Jürgen Goldstein
Vita
Jürgen Goldstein lehrt und forscht als Professor für Philosophie seit 2010 an der Universität Koblenz-Landau. Promotion an der Universität Münster mit einer Arbeit über Nominalismus und Moderne. Zur Konstitution neuzeitlicher Subjektivität bei Hans Blumenberg und Wilhelm von Ockham (Freiburg/München: Alber 1998). Habilitation an der Universität Bonn mit einer Arbeit über Kontingenz und Rationalität bei Descartes. Eine Studie zur Genese des Cartesianismus (Hamburg: Meiner 2007). Für sein Buch Georg Forster. Zwischen Freiheit und Naturgewalt wurde er mit dem Gleim-Literaturpreis und dem Preis der Leipziger Buchmesse (Kategorie Sachbuch/Essayistik) ausgezeichnet. Sein Buch Blau. Eine Wunderkammer seiner Bedeutung war für den Bayerischen Buchpreis nominiert (Kategorie Sachbuch).
Publikationen (Auswahl)
- Perspektiven des politischen Denkens. Sechs Portraits, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2012.
- Die Entdeckung der Natur. Etappen einer Erfahrungsgeschichte, Berlin: Matthes & Seitz 2013.
- Georg Forster. Zwischen Freiheit und Naturgewalt, Berlin: Matthes & Seitz 2015.
- Blau. Eine Wunderkammer seiner Bedeutungen, Berlin: Matthes & Seitz 2017.
- Georg Forster. Voyager, Naturalist, Revolutionary, translated by Anne Janusch, Chicago: University of Chicago Press 2019.
- Naturerscheinungen. Die Sprachlandschaften des Nature Writing, Berlin: Matthes & Seitz 2019.
- Hans Blumenberg. Ein philosophisches Portrait, Berlin: Matthes & Seitz 2020, im Druck.
Forschungsvorhaben: Die Zeichnungen Georg Forsters in der Forschungsbibliothek Gotha
Die Forschungsbibliothek Gotha im Schloss Friedenstein verwahrt eine geschlossene Bildserie von 31 Blättern mit kolorierten Zeichnungen sowie eine Mappe mit 77 Bleistiftzeichnungen des Naturforschers und späteren Revolutionärs Georg Forster (1754-1794). Die nur zum Teil und im Ansatz kolorierten Bleistiftzeichnungen wurden als Skizzen während der Reise um die Welt mit James Cook von 1772-1775 vor Ort, die Bildserie nach der Rückkehr nach Europa angefertigt. Zusammengenommen ermöglichen sie einen Einblick in Forsters zoologische und botanische Naturforschungen als Zeichner. Nach dem Blick in seine Werkstatt des Skizzenbuchs lassen die ausgearbeiteten Meisterstücke sein ästhetisches Ideal einer visuellen Darstellung der Natur erkennbar werden. Wie aber nutzt Forster die Kraft der bildlichen Imagination, um einem europäischen Publikum diese Exotika der Natur präsentieren zu können?
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Vorbereitung einer Präsentation dieser Gothaer Zeichnungen von herausragender Bedeutung in Gestalt einer Monographie in Kooperation mit der Anderen Bibliothek Berlin. Das Forschungsvorhaben schließt an eine im Mai 2018 in Zusammenarbeit mit der Forschungsbibliothek Gotha ausgerichteten Tagung an, welche erstmalig die Bildserie und das Skizzenbuch Forsters zum Thema hatten. Weiterführend wird es während des Hamburger Fellowships um eine Horizontanreicherung der Zeichnungen gehen, indem sie in einen weiteren geistesgeschichtlichen Kontext gestellt werden. Dazu gehört die an Bedeutung gewinnende Praxis der Visualisierung des Natürlichen im naturwissenschaftlichen Kontext von Leonardo da Vinci über Maria Sibylla Merian bis zu Alexander von Humboldt ebenso wie die zeitgenössischen Reflexionen des Ästhetischen, etwa durch Alexander Gottlieb Baumgarten.
Forschungsergebnisse: Die Zeichnungen Georg Forsters in der Forschungsbibliothek Gotha
Die Forschungsbibliothek Gotha verwahrt eine geschlossene Bildserie von 31 Blättern mit kolorierten Zeichnungen sowie eine Mappe mit 77 Bleistiftzeichnungen des Naturforschers und späteren Revolutionärs Georg Forster (1754-1794). Im Rahmen des Forschungsprojektes der Hamburger DFG-Kolleg-Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft« wurde für diese Zeichnungen ein Gesamtkonzept einer monographischen Präsentation entwickelt und die Grundlagen für einen einführenden Kommentar erarbeitet.
Dafür wurde dessen Bericht „Reise um die Welt“ gesichtet und auf einschlägige Bemerkungen Forsters zu den gezeichneten Objekten durchgesehen. Darüber hinaus wurden sämtliche naturphilosophischen Schriften Forsters durchgearbeitet, um einen einleitenden Kommentar zu seinen Naturzeichnungen zu fundieren.
Die Zeichnungen sollen in einen zeitgeschichtlichen Horizont gestellt werden. Dazu wurde die „Ästhetik“ Alexander Gottlieb Baumgartens herangezogen, die für einen zeitgenössischen Kommentar ästhetischer Vorstellungen im 18. Jahrhundert von überragender Bedeutung ist. Zum anderen wurden die Zeichnungen mit denen seines zeitweiligen Schülers Alexander von Humboldt verglichen.
Für Forster war die Natur eine prägende Kraft, deren Auswirkungen bis in das Politische hineinreichte. Seine politische Leitmetapher ist der eruptive Vulkanismus. Die Zeichnungen hingegen vermitteln zumeist eine sanfte Seite der Natur, wobei die präsentierten Objekte zumeist in idyllischen Landschaften eingebettet sind. Die bedrohliche Kraft der Natur als Urgewalt ist zurückgenommen. Die Zeichnungen betonen somit eine alternative Facette der Natur, die auch in lieblichen Schilderungen und Idyllen in seinem Reisewerk ihr Echo gefunden haben.
Die Präsentation der bislang zu wenig beachteten Zeichnungen werden das Verständnis von Forsters Naturbegriff entscheidend bereichern.