Prof. Dr. Juliane Vogel
Vita
Juliane Vogel ist Professorin für Neuere Deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart an der Universität Konstanz. Ihr Studium (Germanistik, Anglistik) absolvierte sie an der Universität Wien. Gastprofessuren haben sie an die LMU München, an die University of Chicago, an die Johns Hopkins University und die NYU geführt, Forschungsaufenthalte an das IFK Wien, an die UC Berkeley, an das Kulturwissenschaftliche Kolleg der Universität Konstanz (2010/ 2011), an das Forscherkolleg Bildevidenz an der FU (2018) und an das Wissenschaftskolleg zu Berlin (2018/19). 2020 wurde ihr der Leibnizpreis der DFG zuerkannt. Sie ist Sprecherin des von der Stiftung Nomis geförderten Forschungsprojekts „Traveling forms“, das Wanderungen ästhetischer und sozialer Formen in der Vergangenheit wie in der Gegenwart untersucht, und Leiterin der Forschungsstelle: Formtheorie und historische Poetik ebenfalls an der Universität Konstanz. Forschungsschwerpunkte sind das europäische Drama, Grundlagen und Grundbegriffe europäischer Dramaturgie, Form und historische Poetik, experimentelle Schreibweisen der Moderne und österreichische Literatur. Aktuell bereitet sie eine Buchpublikation zum Schneiden in Literatur und Kunst der Moderne vor. Juliane Vogel ist Mitherausgeberin der Deutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Wissenschaftskollegs sowie im Wissenschaftlichen Beirats des Zentrums für Literaturforschung in Berlin.
Publikationen (Auswahl)
- Monographien:
- Aus dem Grund. Auftrittsprotokolle zwischen Racine und Nietzsche, Paderborn: Fink 2018.
- Die Furie und das Gesetz. Zur Dramaturgie der „großen Szene“ in der Tragödie des 19. Jahrhunderts, Freiburg im Breisgau: Rombach 2002.
- Herausgaben (Auswahl):
- Epiphanie der Form. Goethes »Pandora« im Licht seiner Form- und Kulturkonzepte, hg. von Juliane Vogel und Sabine Schneider, Göttingen: Wallstein Verlag 2018.
- Flucht und Szene. Perspektiven und Formen eines Theaters der Fliehenden, hg. von Bettine Menke und Juliane Vogel, Berlin: Verlag Theater der Zeit 2018:
- Auftreten: Wege auf die Bühne, hg. von Juliane Vogel und Christopher Wild, Verlag Theater der Zeit: Berlin. Theater der Zeit 2014.
- Weiß, hg. von Wolfgang Ullrich und Juliane Vogel. Frankfurt am Main: Fischer 2003.
- Aufsätze:
- Sonnenpartituren. Solarität im Drama des Naturalismus. In: Poetica 51 (2020), H. 1-2, S. 148-169.
- Komische Schwärme. Zur Poiesis des Sozialen bei Hugo v. Hofmannsthal, In: Hofmannsthal-Jahrbuch zur europäischen Moderne 26 (2018), S. 125-141.
- Gradatio. Zur Darstellung des Gefühls im 18. Jahrhundert. (zusammen mit Janine Firges). In: Handbuch Literatur & Emotionen, hg. von Martin von Koppenfels und Cornelia Zumbusch, Berlin/Boston: de Gruyter 2016, S. 313-328.
- Windung und Bahn. Landschaftsdramaturgie in Kleists Penthesilea. In: DVjs 87 (2013), H. 4, S. 600-615.
- Stifters Gitter. Poetologische Dimensionen einer Grenzfigur. In: Die Dinge und die Zeichen, hg. von Sabine Schneider und Barbara Hunfeld. Würzburg: Königshausen & Neumann 2008, S. 43-58.
- Verstrickungskünste. Lösungskünste. Zur Geschichte des dramatischen Knotens. In: Poetica 40 (2008), H. 3-4, S. 269-288.
Forschungsvorhaben: Pathos und Kraft. Auftrittsprotokolle in der Tragödie des 19. Jahrhunderts
Meinen Aufenthalt bei der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Imaginarien der Kraft“ werde ich nutzen, um meine Überlegungen zu den Auftrittsprotokollen im Drama, die ich in meinem Buch „Aus dem Grund. Auftrittsprotokolle zwischen Racine und Nietzsche“ behandelt habe, weiter zu vertiefen und insbesondere die Bühne des 19. Jahrhunderts in den Blick zu nehmen. Dabei gehe ich von der Annahme aus, dass die tragische Bühne des 19. Jahrhunderts als ein Kraftfeld entworfen wird, dessen Bespielung und dramatisch-theatrale Ausgestaltung ein Protokoll der Kraft erfordert. Auftritte und Handlungen von Figuren können als Äußerungen von Kraft beschrieben werden, die traditionelle und insbesondere rhetorische Konzepte von „Energeia“ ablösen und überbieten. Am Beispiel von literarischen Texten Christian Dietrich Grabbes, Friedrich Hebbels u.a. und philosophischen bzw. theoretischen Texten Friedrich Wilhelm Schellings und Friedrich Nietzsches u.a. möchte ich die Folgen einer solchen Energetisierung von Tragik für Auftrittshandlungen in der modernen Tragödie untersuchen. Dabei interessieren mich besonders die Verflechtungen von Pathos und Kraft, die sie kennzeichnen. Mit Blick auf die Grundzüge eines modernen dionysischen Theaters möchte ich die Prinzipien einer Auftrittsdramaturgie ermitteln, in der Leiden und Kraftäußerung, radikale Exposition und elementare Aktivität einander bis zur Ununterscheidbarkeit durchdringen und in ihrer Verflochtenheit einen Punkt erreichen, in der Handlung als ein Leiden und Pathos selbst als eine Manifestation von Kraft erscheint.