Prof. Dr. Susanne Strätling
Vita
Susanne Strätling ist seit 2020 Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Slavische Literaturen an der Freien Universität Berlin; zuvor lehrte und forschte sie an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Konstanz, der LMU München und der Universität Potsdam. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Medientheorie, der Rhetorik und der Begriffsgeschichte.
Publikationen (Auswahl)
- Biophilology and the Metabolism of Literature. In: Life after Literature. Perspectives of Biopoetics in Literature and Theory. Ed. by Zoltán Kulcsár-Szabó et al. Heidelberg 2020, S. 261-278.
- Die Hand am Werk. Poetik der Poiesis in der russischen Avantgarde. Wilhelm Fink Verlag. München 2017.
- Kraftfelder der Wahrnehmung. Impressionismus und Energetik. In: Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde. Ausstellungskatalog hg. von Ortrud Westheider, Michael Philipp und Henning Schaper. München 2020, S. 54-63. [Engl. Übers.: Perceptual Force Fields. Impressionism and Energetics. In: Impressionism in Russia. Dawn of The Avant-Garde. Exhibition catalogue ed. by Ortrud Westheider, Michael Philipp, and Henning Schaper. Munich 2020, pp. 52-63].
- Moisej Ginzburg: Der Rhythmus in der Architektur. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Thomas Flierl und Susanne Strätling. Leipzig 2021.
- Sprachenergie/Medienenergie. In: Sprachmedialität. Verflechtungen von Sprach- und Medienbegriffen. Hg. v. Hajnalka Halasz und Csongor Lőrincz. Bielefeld 2019, S. 159-181.
Forschungsvorhaben: Rohe Stoffe. Ressourcen der Poetik
Was geschieht, wenn ein prominenter Begriff von Poetik und Ästhetik, derjenige des Stoffs, durch den Begriff des Rohstoffs supplementiert wird? Das Projekt nimmt die klassische Diskreditierung des Stoffs zum Anlass für seine Wiederentdeckung unter neuen Vorzeichen: als Rohstoff. Denn in der Moderne bricht sich das klassische Gesetz »Wo Stoff war, muss Form werden« an den Widerstandskräften einer Poetik, die immer stärker auf Konzepte der Ressource, der Materialität und auch der Energie setzt. Dabei gerät nicht nur die etablierte Logik der Veredelung (oder Vergeistigung) des sinnlichen Stoffs zur Form in die Krise. Mit der Erschließung der Rohstoffe der Literatur eröffnen sich zugleich Ansichten auf eine Poetik, die zunehmend der Reflexion auf Arbeit, auf Ökonomie und Ökologie geprägt ist. Diese Bewegung zeichnet das Projekt von der avantgardistischen Entdeckung einer Literatur der rohen Fakten und deren Prozessierung in Literaturfabriken bis in die jüngsten Entwicklungen einer Biopoetik nach. Dabei zeigt sich, dass dem Rohstoff zunehmend ein neuer ästhetischer Konkurrenzbegriff erwächst: der Kunststoff.
Forschungsergebnisse: Rohe Stoffe. Ressourcen der Poetik
Die Zeit des Fellowships galt zentral den Arbeiten an einer Monografie zum Thema „Rohe Stoffe. Ressourcen der Poetik“. Der Kontext des Kollegs bot hier wertvolle Impulse im Hinblick auf (1) die Reflexion von Stoff- und Formkonzepten im Lichte von Kraftbegrifflichkeiten, (2) Vorstellungen von Werk(haftigkeit) unter der Perspektive der Kraft sowie (3) die Herausforderung der epistemischen Funktionen des Kraftbegriffs. Die Fokussierung des Kollegs auf Imaginarien der Kraft erschloss im Hinblick auf diese drei Aspekte einen weitgespannten Diskussionshorizont, der es ermöglichte, jenseits definitorischer Fixierungen den Tiefenraum ästhetischer wie wissenschaftlicher Reflexionen über Phänomene von Lebendigkeit, Bewegung, Dynamik, Körperlichkeit, (Inter)Medialität und Sozialität zu erschließen.